Anzeichen/ Schritte zum Extremismus
Maximilian

Maximilian kommt aus einer verzweigten Patchwork-Familie, in der es manche Trennung und Neuverbindung seiner Eltern gab; er bekam mehrere Halb-Geschwister von verschiedenen (Stief-)Elternteilen. Ein Jahr war Maximilian auf dem Gymnasium, konnte aber infolge von fehlender Motivation und persönlichen Konflikten mit der Schule zunächst nur den Hauptschulabschluss erlangen. Seine Lehrer_innen empfand Maximilian überwiegend als ängstlich und gleichgültig. Ein „Hierarchieproblem“ sowie die Furcht, als „Mitläufer … nicht mehr individuell zu sein“, kamen hinzu. Auch war Maximilian als junger Punk (mit Irokesen-Haarschnitt) über ein bis zwei Jahre mit einer Clique verbunden, die exzessiv Alkohol und Drogen konsumierte – und in der teils massive psychopathologische Probleme und Selbstgefährdungen auftraten.

In seiner anschließenden Ausbildung zum Erzieher/ Sozialpfleger wollte Maximilian möglichst „nah an den Leuten“ arbeiten – und suchte nach besonderen Herausforderungen. Als Lehrer in einer Schule für sozial und emotional Benachteiligte und als Betreuer in einer geschlossenen therapeutischen Wohneinrichtung fand er seine Berufung – und entwickelte sich zu einer außergewöhnlich befähigten Fachperson. Ein guter größerer Freundeskreis in seiner Kleinstadt sowie sein soziales Wesen kamen ihm dabei zugute; und ein älterer Kollege und Mentor, der als systemischer Therapeut ausgebildet war, hat ihn wesentlich gefördert.

Ferner hat sich Maximilian bereits in jungen Jahren als treibende Kraft und in federführender Funktion für eine lokale Initiative gegen Rechtsextremismus engagierte. Hierbei ging von Maximilian eine gleichermaßen produktive wie vermittelnde Wirkung aus. Er bemühte sich stets, politische Polarisierungen zu entschärfen, den bürgerlichen Mainstream zu erreichen und dabei mitunter auch die pragmatische Verständigung mit Polizei und Verfassungsschutz zu suchen. Heute ist Maximilian nebenberuflich für ein Landes-Beratungsnetzwerk zu Rechtsextremismus tätig. Er führt vielfältige Maßnahmen der Prävention wie auch der direkten Interventionen vor Ort durch – und sieht dabei Zusammenhänge zwischen seiner politischen und sozialtherapeutischen Tätigkeit.

Seinen großen Erfolg in der Arbeit mit beeinträchtigten/ gefährdeten Kindern und jungen Erwachsenen führt Maximilian auf folgende methodische Grundprinzipien zurück: Das Aufbauen und Halten einer persönlichen Vertrauensbeziehung, auch über große Widerstände hinweg, uneingeschränkter Respekt für die Person und Achtsamkeit auf den individuellen Willen der Klient_innen, die geduldige Erschließung von dessen/deren persönlicher Gefühlswelt und Selbstausdruck, die gezielte – und witzige – Irritation von eingefahrenen Verhaltens- und Wahrnehmungsmustern, insbesondere die Auflösung von tief verinnerlichten negativen Selbstbildern, d.h. die Fokussierung von Stärken und Fähigkeiten, dabei auch die klug platzierte Konfrontation von menschenverachtenden Haltungen und Verfehlungen sowie der systemische Blick auf Familie und Sozialmilieu. Dies alles und die Bereitschaft, den Klient_innen gegenüber verlässlich, verbindlich, neugierig und flexibel zu sein, sich mit ihnen in schwierige Situation zu begeben, sie aber ggf. auch loslassen zu können – geben den Ausschlag.

Maximilian hat in seiner Arbeit häufig mit Elternhäusern und Umfeldern zu tun, die rechtsextrem eingestellt sind oder anderweitig menschenverachtende Haltungen haben. Aber in seiner Grundhaltung empfindet er die Arbeit stets als „sehr spannend“, „gefühlsmäßig total gut“ und persönlich befriedigend, egal was im Einzelnen jeweils passiert.